"Ich bin eine Fettverbrennungsmaschine" |
Veröffentlicht von Christian (christian evers) am 04.08.2013 |
Ganderkesee-Bookholzberg. Ausruhen – das ist nichts für Thomas Eberhardt. Eine 400-Kilometer-Radtour, 200 Kilometer beim 24-Stunden-Burginsellauf, ein 24-Stunden-Radrennen – so sahen drei Wochenenden des Extremsportlers aus Bookholzberg im Juni aus. Und solch ein Programm ist für ihn keine Seltenheit. Der 50-Jährige bewältigte auch schon einen Triple Ultra Triathlon, bei dem die Teilnehmer 11,74 Kilometer schwimmen, 540 Kilometer mir dem Fahrrad fahren und 126,585 Kilometer laufen müssen. 2007 benötigte "Iron-Tom" – so nennt sich Eberhardt – dafür 50:25 Stunden. Beim griechischen Spartathlon von Athen nach Sparta musste er eine Strecke von 246 Kilometern innerhalb eines Zeitlimits von 36 Stunden hinter sich bringen. Dieser Wettkampf ist so etwas wie Eberhardts Endgegner: Einmal musste er ihn abbrechen (2009), beim zweiten Versuch wurde ihm wegen Überschreiten des Zeitlimits die Rote Karte gezeigt (2010).
Essen in Kapselform
Wie kommt ein Mensch, der unter der Woche bei der Stadtverwaltung Delmenhorst in der eher biederen Wohngeldstelle arbeitet, zu solch einem extremen Hobby? Angefangen hat alles 1994, als der heute 50-Jährige gemeinsam mit einem Bekannten an einem System werkelte, das Trinkwasser mit Kohlensäure versehen sollte. Als Eberhardt Sponsoren für dieses Projekt suchte, traf er einige Triathleten, die ihm von einem Ernährungstrend aus den USA berichteten. Da war es um ihn geschehen: Der Bookholzberger ernährte sich fortan nach einem strengen Plan, nahm täglich fünf Sorten Obst und Gemüse zu sich – sowohl in frischer Form als auch in Kapseln. Zu trinken gab es Wasser. "Ich habe es getestet und mich sofort fitter gefühlt. Daraufhin habe ich meine gesamte Küche verschenkt. Die brauchte ich ja nicht mehr", erinnert sich Eberhardt. Stattdessen schmückte den Raum nur noch ein 400 Euro teurer Entsafter – gemeinsam mit gestapelten Kisten voller Obst und Gemüse.
Wirklich mit dem Laufen startete "Iron-Tom" 1999 – mit einem Zehn-Meilen-Lauf in Delmenhorst. Dort sprach ihn Johann Böhmann an, der Erfinder des 24-Stunden-Burginsellaufs. Also startete Eberhardt bei der Premiere der Veranstaltung im Jahr 2004 zusammen mit vier weiteren Teilnehmern. "Nach zehneinhalb Stunden hatte ich auf einmal 100 Kilometer zusammen. Ich habe mich kurz hingelegt. Danach konnte ich vor Schmerzen kaum noch laufen und bin nach Hause", sagt der Extremsportler. Später sollte er den Burginsellauf, der es inzwischen auf zehn Auflagen bringt, vier Mal gewinnen. Eberhardts Geheimrezept ist eigenwillig: "Ich esse während eines Wettkampfs nichts und laufe in dieser Zeit einen Vorsprung heraus." Seine letzte Nudel-Mahlzeit verdrücke er immer am Vorabend. "Ich trinke Energydrinks, um mich fitzuhalten. Das ist ein Fettstoffwechseltraining, das mich mittlerweile zur Fettverbrennungsmaschine gemacht hat. Ich nehme viel im Schlaf ab", erklärt er.
2007 lernte Eberhardt jemanden kennen, der virtuelles Cycling betrieb. Parallel las er ein Buch über einen Läufer, der täglich 150 Kilometer zurücklegte. "Da dachte ich mir, was der kann, kann ich auf dem Rad auch schaffen", erinnert sich der 50-Jährige. Fortan saß der Extremsportler also jeden Abend zu Hause fünf Stunden lang auf einem Trimm-Dich-Rad, am Wochenende bis zu zwölf Stunden. Nach 36 Tagen waren 7000 Kilometer geschafft.
Neoprenanzug für Auftrieb
Die nächste Herausforderung musste her: der Triple Ultra Triathlon im ostholsteinischen Lensahn. Dafür musste Eberhardt erst noch das Schwimmen erlernen. "Die Disziplin ist bis heute meine Schwachstelle. Ich brauche eigentlich einen Neoprenanzug für den Auftrieb", beichtet der Extremsportler. Als er die Schwimmstrecke beim Triple Ultra Triathlon vor sechs Jahren in viereinhalb Stunden geschafft hatte, sprang Eberhardt jubelnd aus dem Wasser. "Ich fühlte mich als Sieger, obwohl ich als Letzter ankam. Die Glücksgefühle hielten noch tagelang an", sagt der Bookholzberger, der fest daran glaubt, dass jeder mit der nötigen Disziplin solch extreme Herausforderungen meistern kann. "Ich bin auch untalentiert und war untrainiert, als ich anfing. Mittlerweile muss ich die Ausdauer als Abfallprodukt meines bisherigen Trainings für einen simplen Marathon nur noch wachrütteln", schildert "Iron-Tom", der immerhin wieder eine Küche besitzt und gelegentlich auch mal Fleisch ist.
Das große Ziel, den Spartathlon zu schaffen, hat Thomas Eberhardt nach wie vor. Am liebsten will er schon im kommenden Jahr wieder angreifen. Um sich für den Wettkampf zu qualifizieren, muss er zuvor 200 Kilometer zurücklegen. Das will der 50-Jährige beim nächsten Burginsellauf schaffen. Vielleicht geht er aber auch noch einmal einen Deca Ultra Triathlon an, allerdings wäre er für diesen Akt rund zwei Wochen lang unterwegs. Er müsste 38 Kilometer schwimmen, 1800 Kilometer mit dem Rad fahren und 422 Kilometer laufen. "Ich sage niemals nie", betont Eberhardt.
Zuletzt geändert am: 03.08.2013 um 20:58
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