Styrkeprøven: Trondheim-Oslo 2015 |
Veröffentlicht von Christian (christian evers) am 28.06.2015 |
Einmal im Leben sollte ihn jeder leidenschaftliche Rennradfahrer absolviert haben: den „Den Store Styrkeprøven Trondheim-Oslo“ in Norwegen. Seit 1967 machen sich jedes Jahr zur Zeit der Mitsommernacht Ende Juni bis zu 5000 Rennradfahrer nonstop auf die 550 km von Trondheim zur norwegischen Hauptstadt.
Die große Kraftprobe, was für ein Name für einen Radmarathon! Natürlich ist der entscheidende körperliche Faktor für dieses Rennen die Ausdauer. Aber bei einer epischen Länge von 550 km auch die mentale Kraft. Und eben diese wird hier wohl auf die Probe gestellt.
Bei leichtem Regen wurde die Fahrt begonnen. Am Schlaf während der Fahrt war nicht zu denken. Die Anspannung war jetzt schon spürbar was aber der guten Stimmung keinen Abbruch brachte.
Frühzeitig kamen wir an der Fähre in Frederiksborg – Dänkemark an. Die Überfahrt dauerte von 09.15 bis 18.3o Uhr. Während der Überfahrt trafen wir noch weitere Trondheimakteure. Auch hier war die Anspannung deutlich zu spüren.
Das Wetter änderte sich. Angekommen in Oslo erwartete uns hier zum einen erstklassiges Wetter bei blauem Himmel und zweitens hatte Cord ein wirklich gutes Hotel im Zentrum von Oslo für uns organisiert. Hier blieben wir die kommende Nacht.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf die Weiterreise nach Trondheim – 545 km. Die Stimmung war prächtig. Wetter war noch besser als am Vortag. Regen war wenn, nur sehr kurz und dann war wieder ein strahlender Sonnenschein vorhanden. Mit zunehmender Fahrt wurden wir immer stiller. Uns stellte sich die Frage: Wo ist das Flachstück? Wir sahen auf der ganzen Fahrt nur Berge….
Angekommen in Trondheim war der erste Weg zur Anmeldung. Hier ging alles ganz schnell, so dass wir weiter zum Hotel fahren konnten. Auch hier hatte Cord einen sehr guten Job gemacht. Das Hotel lag nur 5 Gehminuten von der Anmeldung und nur 500 Meter vom Start für den nächsten morgen entfernt.
Nach einem sehr guten Frühstück am Morgen des Renntages ( um 5.00 Uhr) brachen wir auf zum Start. Die Anspannung war nun jedem von uns ins Gesicht geschrieben. Vor uns lagen 550 km. Das Wetter meinte es gut mit uns. Bei bestem Wetter starteten wir pünktlich um 6.33 Uhr.
Auffällig war, das sehr viele Frauen am Start waren. Hinter einer Gruppe hängten wir uns an. Mit einem ruhigen Tempo wurden die ersten 120 km gefahren. Wir wussten dass die ersten 200 km permanent aufwärts gingen – bis zur Höhe von 1187 Metern. Oben angekommen wurden wir mit bestem Wetter und einem wunderschönen Ausblick auf die schneebehängten Bergspitzen belohnt. Die Stimmung war trotz der Anstrengung spitze. Trotz kleiner Blesuren (Hintern etc.) kamen wir auch Dank unserer beiden motorisierten Betreuer Petra und Ralf gut voran. Nach einer rasanten Abfahrt kamen wir bei km 216 zur nächsten Verpflegungsstelle. Hier gab es alles was der Radfahrer braucht (Kaffee, Brote, Suppe, Iso-Drinks und viele gute Worte). Die Verpflegung war gut und sollte auch im verlaufe des Rennens nicht schlechter werden.
Ab dieser Verpflegungsstelle ging es nun gut 130 KM bergab – zumindest nach dem Streckenprofil. Diese Abfahrt wurde aber immer wieder durch kleine aber giftige Anstiege unterbrochen. Ca alle 50 bis 70 km war eine Verpflegungsstelle eingerichtet – die wir auch nicht auslassen wollten und auch nicht sollten. Immer öfter kam der Spruch in der Gruppe zum Vorschein: „Das Rennen beginnt erst bei KM 350 und wird im Kopf entschieden“. Aber es ging immer weiter. Das Wetter spielte mit. Regenjacken und Regenhosen blieben in den Taschen. Besser noch, es wurde in Kurz gefahren.
Kurz vor Mitternacht brach dann die Dunkelheit ein. Um 0.00 Uhr kamen wir ein der Verpflegungsstelle KM 420 an. Hier musste eine „Zwangspause“ eingelegt werden. Thomas wurde 50 Jahre alt. Dieses wurde natürlich mit einem Glas Sekt gebührend gefeiert. Danach folgten trotz Dunkelheit einige rasante Abfahrten. Während der Fahrt wurde jetzt nicht mehr viel gesprochen. Müdigkeit und die Anstrengung forderten ihren Tribut. Aber die Stimmung war immer noch gut.
Einmal meinte unser Begleiter wir müssten noch 4 x 37 und dann noch mal 43 km fahren. Wir hatten aber doch schon 450 km gefahren. Es war wohl nur ein Test. Wir haben das sofort gemerkt. Wir wollten doch nicht über 600 km fahren.
Dann waren wir bei KM 505. Die letzte Etappe sollte gefahren werden. Das schaffen wir locker. Was wir noch nicht wussten. Der Veranstalter hatte es besonders gut mit uns gemeint. Der Zielort wurde im Vergleich zu den Vorjahren verlegt. Ca. 8 km weiter und nicht mehr im Tal sonder oben auf den Berg. Es folgten so zum Schluss noch einmal viele kleine Berge so dass am Schluss jeder sich das Ziel herbeisehnte. Aber wir waren immer noch gut drauf und so kamen wir alle gemeinsam zusammen nach 23 Stunden und 42 Minuten und 6 Sec über die Ziellinie. Wir waren alle trotz der Anstrengung glücklich diesen Kraftakt erfolgreich beendet zu haben.
Selbstverständlich wurde dieser Erfolg mit isotonischen Getränken gebührend gefeiert.
Wir fuhren anschließend ins Hotel und jeder von uns war froh, sich auf dem Bett ausstrecken zu können.
Die Fähre fuhr am nächsten Abend mit uns wieder in Richtung Deutschland. In Deutschland angekommen, war auch der Regen wieder da.
Zuletzt geändert am: 01.07.2015 um 08:41
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