Thomas Eberhardt 2ter beim 24Std.-Lauf |
Veröffentlicht von Christian (christian evers) am 16.06.2016 |
„Ich habe ernsthaft ans Aufhören gedacht“
Thomas Eberhardt: Ich bin absolut zufrieden, denn ich habe durchgehalten. Gegen 22 Uhr habe ich nämlich ernsthaft ans Aufhören gedacht.
Wie kam es dazu?
Mir war total übel. Ich esse während des Laufs nichts, ich trinke nur. Die vielen süßen Getränke sind mir auf den Magen geschlagen. Auch die Wärme konnte ich nicht gut ab.
Probleme mit dem Magen hatten Sie doch schon im vergangenen Jahr, oder?
Das stimmt, das ist bei mir ein Dauerproblem. Vor einem Jahr bin ich etwas besser damit zurechtgekommen. Dieses Mal hatten irgendwie auch viele andere Läufer Magenprobleme. Einige standen am Rand und mussten sich sogar übergeben.
Und wie ging es bei Ihnen weiter? Sind die Magenprobleme wieder verschwunden?
Nein, die wurden nur besser, wenn ich nichts getrunken habe. Aber das war natürlich auch keine Lösung. Dadurch ging die Kraft verloren, und ich hatte einen total trockenen Mund. Wenn ich etwas sagen wollte, musste ich mich erst einmal räuspern.
Wie geht es Ihnen denn überhaupt nach der 24-stündigen Tortur?
Insgesamt geht es mir prächtig, ich bin schließlich auch nicht so viel gelaufen wie im letzten Jahr (lacht). Etwas Schmerzen bereiten mir gerade nur die Blasen an einem Fuß. Normalerweise habe ich damit nicht so die Probleme, aber durch den Starkregen sind die Füße feucht geworden, und dann kriegt man eher mal Blasen. Zum Kühlen bin ich teilweise absichtlich durch die Pfützen gelaufen, aber das hat auch nicht viel gebracht, sondern eher dafür gesorgt, dass ich durch die Feuchtigkeit noch mehr Blasen bekommen habe.
So ganz ohne Schmerzen lässt sich ein 24-Stunden-Lauf wohl auch nicht absolvieren, oder?
Wenn mir jemand nach dem Lauf sagt, dass ihm gar nichts wehtut, dann kann ich nur sagen: Du hast dich wohl nicht richtig angestrengt.
Sie haben sich zweifellos angestrengt. Haben Sie zwischenzeitlich auch mal mit einer Titelverteidigung geliebäugelt? Der vermeintlich übermächtige Streckenrekordhalter Oliver Leu ist schließlich vorzeitig ausgestiegen.
Ich habe mir ja mit Oliver einen Pavillon geteilt. Als er dann ausgestiegen ist, habe ich natürlich Blut geleckt. Ich hätte ihm den Sieg gegönnt, aber ich habe mich dann eben auch etwas gefreut, weil ich in der Männerwertung von Platz drei auf Platz zwei vorgerückt bin. Normalerweise hätte ich gegen Oliver allerdings keine Chance. Er gehört zur Nationalmannschaft und ist auch dieses Mal wieder ein Wahnsinnstempo gelaufen.
Dass solch ein starker Läufer vorzeitig aufhört, zeigt aber auch, welch extreme Anforderungen ein 24-Stunden-Lauf stellt ...
Bei Oliver war es wohl eine mentale Sache. Der Kopf wollte nicht mehr, das kann passieren. Wenn man sich ständig fragt, warum man eigentlich die ganze Zeit immer wieder im Kreis läuft, dann sollte man wirklich aufhören.
Den Sieg bei den Männern mussten Sie letztlich Burkhard Widera vom TV Lengerich überlassen. Er schaffte rund zehn Kilometer mehr als Sie. Gab es zwischen Ihnen am Ende einen richtigen Zweikampf?
Er war richtig stark, als ich gerade wegen meiner Übelkeit mit dem Gehen angefangen habe. Nachdem ich dann meinen Rhythmus gefunden hatte und es wieder besser lief, war es zu spät, um den Rückstand noch aufzuholen. Ich gönne Burkhard den Sieg aber total. Er ist etwas älter als ich und hat eine super Leistung gezeigt. Ich glaube, dass er auch eine viel höhere Trainingsintensität hat als ich. Ich bin in diesem Jahr etwa 45 Kilometer pro Woche gelaufen. Zu mehr hätte ich gar keine Lust.
Am weitesten von allen ist beim diesjährigen Burginsellauf erstmals eine Frau gelaufen. Was sagen Sie zur Leistung von Anke Libuda von der BSG Springorum Bochum, die 211,541 Kilometer geschafft hat?
Sie hat wirklich eine großartige Leistung gezeigt. Sie war unschlagbar.
Die Fragen stellte Christoph Bähr.
Zuletzt geändert am: 22.06.2016 um 09:02
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