Vätternrundan 2017 – Vereinsrekord dreifach geknackt

Veröffentlicht von Christian (christian evers) am 20.06.2017
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Bei der Teilnahme an der Traditionsveranstaltung „Vätternrundan“ gelang es Evers, Lange und Hagen neue Bestzeiten bei der 300km langen Umrundung des Vätternsees aufzustellen. Evers lag mit 8:42h und einem Schnitt von 34,5km/h an der Spitze der Urania-Radsportler, dicht gefolgt von Lange, der 3 Minuten später die Ziellinie überquerte.

1. Vorbereitungen

Die Radsportler des RV Urania Delmenhorst hatten sich langfristig und gründlich auf die Umrundung des Vätternsees in Schweden – die Kultveranstaltung im Hobby-Radsport seit 51 Jahren – vorbereitet. Cord Lange z.B. war in diesem Jahr schon ca. 2800km im Sattel, um genügend Grundlagenkilometer gesammelt zu haben für die lange Runde, die zwar mit wenigen Steigungen dafür aber mit einer Länge von 300km doch sehr an die Substanz geht. 

2013 war ein ähnliches Team vom RV Urania bereits gestartet und Thomas Hagen hatte den bisherigen Vereinsrekord mit seiner Zeit von 9:45h unterboten, obwohl er unterwegs noch einen Plattfuß reparieren musste. Der damalige Vereinsvorsitzende Joachim Brinkmann war wegen einer verdrehten Socke am Rekord gescheitert. Schmerzende Blasen am Fuß verhinderten eine Komplettdurchfahrt.

In diesem Jahr waren wiederum Thomas Hagen, Christian Evers, Axel Mehrtens und Cord Lange angetreten, alle bereits mit der Megamarathonrunde vertraut und alle hatten sich vorgenommen die alten Bestleistungen zu unterbieten. So war die Atmosphäre in der Gruppe denn auch entsprechend durch gegenseitiges Beobachten der Konkurrenten geprägt, was der guten Stimmung aber nicht schadete.

Die Übernachtung im „Museumsdorf“-Hotel in Medevi brachte schon einen entspannten schwedischen Flair in den Aufenthalt, so dass sich das gegenseitige Belauern auf ein humorvolles Sticheln reduzierte. Die vorher unterschiedlichen Startzeiten konnten, dank der perfekten Organisation unproblematisch angepasst werden, so dass einem gemeinsamen Start um 03:06, kurz vor Sonnenaufgang nichts mehr im Wege stand.

Nach wenig und unruhigem Schlaf kam dann doch noch Nervosität auf, als Lange direkt vor dem Start bei der Luftdruckkontrolle sein Ventil abbrach und die Zeit schon sehr, sehr knapp wurde. Mit einem Kraftakt konnte Mehrtens ein neues Ventil einschrauben, was sich Gott sei Dank auch mit 8 Bar dicht verschließen ließ. Ansonsten wäre der Start wohl erst mal ins Wasser gefallen. So klappte doch noch alles wie geplant und die vier Sportler konnten pünktlich auf die lange Runde gehen.

2. Das Rennen

Der Start um 3:06 verlief dann überraschend unspektakulär, alle 2 Minuten ging eine neue Gruppe von ca. 50 Radsportlern auf die Strecke. Nach ca. 30-40km hatte sich eine relativ feste Gruppe gebildet, in der die URANIA-Fahrer sich bei flottem Tempo noch gut bewegen konnten, die aber auch nicht zu schnell war. Ein zu schneller Start kann sich bei so einer langen Runde später sehr rächen. 

Die Taktik der vier war allerdings eher unterschiedlich. Es war vorher schon vermutet worden, dass die Wege sich trennen, aber welche und wie viele der 9 Verpflegungsstationen angefahren werden sollten, behielt jeder für sich. Kurz vor dem ersten großen Depot in Jönköping (dort wurden Köttbullar, Kartoffelbrei und Hafergrüze zur Stärkung gereicht) kam es dann zur entscheidenden Situation zwischen den vier Sportlern. Während Hagen und Mehrtens sich eher hinten in der Gruppe aufhielten, übernahmen Lange und Evers an einem längeren Steigungsstück auch Führungsarbeit und zogen das Tempo über die Kuppe hinweg auf der folgenden, langen Abfahrt nochmals bis auf Maximalgeschwindigkeit (in diesem Fall 69km/h). Nur ein Teil der Gruppe folgte dem Antritt und in Janköping hatte sich die große Gruppe auseinander gefahren. Während Mehrtens sich bereits von der Durchfahr-Strategie verabschiedet hatte und das Depot ansteuerte, kämpfte Hagen allein weiter und fuhr ohne Pause durch. Evers und Lange waren zwar etwas weiter vorn, würden aber auch demnächst eine Pause benötigen. Das wollte er nutzen, um dann wieder aufschließen und vorbeiziehen zu können.

Zunächst waren die beiden (Evers/Lange) mit wenigen Mitstreitern fast allein unterwegs, sahen allerdings nach wenigen Kilometern und einer langgezogenen Baustellle an einem Anstieg in erreichbarer Distanz eine sehr große Gruppe eines Radsportvereins, die gleichmäßiges Tempo fuhr und sich zum Anschließen anbot. Evers nahm die Chance wahr und versuchte noch in der Baustelle die Gruppe zu erreichen, Lange folgte nicht unmittelbar, sodass auch die beiden plötzlich allein unterwegs waren. Als Evers die Gruppe mit einer Kraftanstrengung erreicht hatte, entschied sich diese leider bald danach zum Abbiegen zu dem folgenden Depot, was Evers zum Wasser holen nutzte, aber dann direkt weiter fuhr. In der Zwischenzeit war Lange wieder aufgeschlossen, vorbei gefahren und lag bereits fast außer Sichtweite in Führung. Ohne die beschriebene Gruppe wäre der Tag wahrscheinlich komplett anders verlaufen, aber diese entschied sich ebenfalls nur sehr kurz zu stoppen und schloss bald wieder von hinten auf, so dass Lange und Evers sich wieder anschließen und im Windschatten Kräfte sammeln konnten. So lief es über viele Kilometer und es sah fast danach aus, als ob diese Gruppe die beiden bis Motala ins Ziel führen sollte.

Kleine und große Depots wurde links liegen gelassen, die erhoffte Lasagne in Hjo musste ausfallen, aber Lange und Evers waren guter Dinge, dass die eingesteckten Riegel und Energie-Gels noch eine Weile reichen würden. Eine kurze Nachfrage bei Kilometer 230 ergab, dass die Gruppe plante eine kurze Pinkelpause direkt an der Straße zu machen, um möglichst wenig Zeit zu verlieren, was überraschenderweise bereits Sekunden später umgesetzt wurde. Evers und Lange, wie auch viele andere „Verfolger“ hielten kurzzeitig mit an. Evers verlor Lange aus den Augen und ging davon aus, dass dieser bereits in einer Nachfolgegruppe weiter gefahren war. Er fuhr mit Vollgas hinterher, musste aber dann feststellen, dass das rotblaue Trikot des Radfahrers zu einem anderen Verein gehörte. D.h. er war allein vorne. Lange bemerkte Evers „Fluchtversuch“ und startete die Aufholjagd, was ihm auch ein zweites Mal gelang, nachdem Evers an einem weiteren Depot anhalten musste, um neues Wasser und Bananen zu holen. Hier konnte er die entscheidenden Meter herausholen und wieder aufschließen. 

3. Finale

Hagen war derweil in verschiedenen Konstellationen unterwegs, immer mit der Hoffnung, dass er Evers und Lange bei einer Pause wieder einholen könne. Aus diesem Grund entschied auch er sich für eine komplette Durchfahrt ohne Pausen. Seine Hoffnung sollte sich aber nicht erfüllen, wie er am Schluss feststellen musste. Trotzdem gelang es ihm mit der enormen Energieleistung den von ihm selbst aufgestellten Vereinsrekord zu unterbieten und am Ende mit 9:44h eine neue persönliche Bestzeit heraus zu fahren.

Lange und Evers hatten sich 30km vor Zieleinlauf wieder einer Gruppe angeschlossen, die allerdings etwas langsamer unterwegs war. Spuren von Müdigkeit und Erschöpfung waren den Mitfahrern bereits deutlich anzumerken und es gab nicht mehr viele, die vorne im Wind die Führungsarbeit machen wollten. Nachdem Lange dann auch noch für eine längere Distanz die Führung übernommen hatte, sollte sich rächen, dass er bislang gar nicht angehalten hatte. Evers war an Reihe und zog die Gruppe einige Kilometer über die letzten kleinen Hügel in Richtung Motala. Er fühlte sich noch einigermaßen frisch, während Lange sich bei der Aufholjagd ziemlich verausgabt hatte. Die fehlende Erholungsphase führte wiederum zum Aufreißen der Gruppe und nur ein Teil folgte Evers bis zum Anstieg von Medevi, der als letzter und etwas steilerer Hügel die Gruppe vollkommen auseinander riss. Evers ließ es auf den letzten Kilometern laufen und baute seinen Vorsprung auf 3 Minuten aus. 

Die letzten Kilometer und auch der Zieleinlauf in Motala waren - wie immer – grandios. Alle Fahrer / Fahrerinnen waren froh, glücklich und stolz diese Strapaze erfolgreich gemeistert zu haben. Evers erreichte als erster der URANIA-Sportler mit einer Gesamtzeit von 8:42h das Ziel. Lange folgte nur wenig später mit 3Minuten Abstand. Hagen war als Einzelkämpfer viel allein unterwegs und am Ende auch mit seiner Zeit von 9:44h zufrieden, während Mehrtens sich für die entspanntere Vorgehensweise entschieden hatte, nach mehreren Stopps an den Depots die gute Verpflegung mitnahm und nach 10:12h wieder ins Ziel kam. Und auch er hatte am Ende seine Zeit von 2013 um 40 Minuten unterboten. Den angestauten Hunger konnten die anderen drei bei der kostenlosen Fahrerverpflegung im Ziel stillen, so dass am Ende die gute Stimmung über die sportlichen Leistungen und den doch insgesamt glatten und auch spannenden Verlauf alle mitnahm.

Die Veranstaltung ist so klasse, dass wir auf jeden Fall wieder kommen. Der Aufwand ist zwar sehr hoch für ein langes Wochenende, aber in vier Jahren sind wir wieder dabei und wollen die Vereinsrekorde erneut angreifen“ erklärte Evers mit ein bisschen Stolz und einem Hauch Wehmut zum Abschluss der langen Fahrt ins ferne Schweden.

4.Schlussanekdote

Als die vier erschöpften Radsportler auf dem Weg zurück ins Hotel waren, wurden sie kurz nach passieren des Ortsschildes von Motala von der Polizei von der Straße geholt. Der Bitte nach den Papieren folgte direkt die Frage: "Welche Startnummer hatten Sie denn bitte?". Der Grund war, dass es in Schweden verboten ist, nach einer so hohen Belastung Auto zu fahren. Das wäre teuer geworden, wäre da nicht Petra, die gute Seele des Teams und Partnerin eines Mitfahrers, die für die vier den erforderlichen Fahrdienst übernommen hatte und ganz gelassen antworten und in das Alkoholtestgerät pusten konnte. So konnten die vier dann doch entspannt die verdiente Pause beginnen und - da das Hotel direkt an der Strecke lag - Fahrer anfeuern, die noch auf der Strecke waren. 

 

Christian Evers
RV URANIA Delmenhorst

Zuletzt geändert am: 20.06.2017 um 06:31

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